Minimalschnitt: Ein natürlicher Weg für vitale Weinberge
- stefanoesterreiche
- 2. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Weinbau ist für uns nicht nur Handwerk, sondern auch ein ständiges Lernen mit und von der Natur. In den letzten Jahren haben wir begonnen, neue Wege zu gehen – oder besser gesagt: der Natur mehr Raum zu geben. Einer dieser Wege heißt Minimalschnitt – und heute möchten wir euch erzählen, was genau dahintersteckt, warum wir davon überzeugt sind und wie unsere Reben davon profitieren.

Was ist eigentlich Minimalschnitt?
Beim klassischen Rebschnitt wird die Rebe im Winter stark zurückgeschnitten und in eine bestimmte Form gebunden – das kennt man aus den meisten Weingärten. Beim Minimalschnitt machen wir genau das Gegenteil: Wir schneiden weniger. Viel weniger.
Die Rebe darf natürlicher wachsen, in die Höhe statt in die Breite, und bildet ein sogenanntes „Bürstenwachstum“. Das sieht anfangs vielleicht etwas wilder aus – aber genau das ist der Punkt: Die Rebe soll wachsen, wie sie es von Natur aus tun würde.

Warum wir auf Minimalschnitt setzen:
1. Weniger Eingriff – mehr Natur
Die Rebe ist eine Kletterpflanze. In freier Wildbahn würde sie sich Bäume und Strukturen suchen, an denen sie nach oben wachsen kann. Der Minimalschnitt erlaubt es ihr, sich diesem natürlichen Wachstumsmuster anzunähern – mit deutlich weniger Stress.
2. Widerstandsfähiger gegen Wetterextreme und Wildschäden
Die kompakte, senkrechte Blätterwand der minimal geschnittenen Reben schützt besser vor Spätfrost, da die Triebe später austreiben. Außerdem wirken die dichten Laubwände wie ein natürlicher Schutzschild gegen Hagel und verringern Wildschäden – ein echter Vorteil in freistehenden Lagen.
3. Kleinere Beeren = mehr Aroma
Rebstöcke im Minimalschnitt produzieren kleinere Beeren, und das ist eine gute Nachricht: Denn das meiste Aroma steckt in der Schale. Mehr Schale, mehr Geschmack – das ergibt ausdrucksstarke, konzentrierte Weine mit Charakter.
4. Keine großen Schnittwunden
Ein oft unterschätzter Vorteil: Durch den reduzierten Rebschnitt entstehen kaum große Wunden am Holz. Das schützt die Rebe vor Infektionen und fördert ihre Langlebigkeit. Weil wir weniger in die Pflanze eingreifen, bleiben die Reben vitaler, bauen natürliche Resistenzen auf und kommen insgesamt besser mit wechselhaften Wetterbedingungen zurecht.

Minimalschnitt & Klimawandel – passt das zusammen? Absolut!
Die Herausforderungen im Weinbau werden durch den Klimawandel immer größer: Hitze, spätfrost, Starkregen, Wind. Der Minimalschnitt ist für uns eine Antwort darauf.
✔️ Weniger Eingriffe = weniger Maschinenstunden
✔️ Robustere Reben = weniger Pflanzenschutz nötig
✔️ Natürliche Schutzwirkung & spätere Austriebe = besserer Witterungsausgleich
Kurz gesagt: Der Weingarten wird klimafitter.
Wir machen nicht alles auf einmal – und das ist gut so.
Aktuell arbeiten wir mit beiden Systemen: dem klassischen Rebschnitt und dem Minimalschnitt. Denn jede Rebsorte, jede Lage, jeder Boden reagiert anders. Wir beobachten, vergleichen, lernen – und passen an.
Für uns ist Minimalschnitt ein weiterer Schritt in Richtung eines naturnahen, nachhaltigen Weinbaus, der nicht nur unseren Reben, sondern auch der Umwelt guttut.

Neugierig geworden?
Wenn Ihr bei eurem nächsten Besuch in Pfaffästten bei unseren Weingärten vorbei spaziert, werdet ihr es sehen: Da stehen klassisch erzogene Reben direkt neben wild wachsenden „Bürstenreben“. Und beide haben ihre ganz eigene Schönheit.
Habt ihr Fragen zum Thema? Dann schreibt uns gerne oder sprecht uns bei eurer nächsten Verkostung darauf an!
Euer Stefan
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